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Vorläufer im 16. und 17. Jahrhundert

Die Geschichte der Sommerrodelbahnen reicht inzwischen weit zurück. Den Ursprung haben sie allerdings nicht im Sommer, sondern im winterlichen Russland. Schon vor mehreren hundert Jahren richtet man dort zum Vergnügen der betuchteren Bevölkerung Rodelbahnen ein. Damals rutschte man zunächst mit Eisblöcken, auf denen teilweise Sitze montiert wurden, verschneite und vereiste Hügel hinunter. Alternativ kamen dabei auch hölzerne Schlitten zur Anwendung. Um für solche Vergnügungsanlagen nicht von der Topografie abhängig zu sein, wurden dann, vornehmlich in Moskau und Sankt Petersburg, auch hölzerne Gerüste errichtet, auf denen eine Rampe montiert war, die anschließend vereist wurde. Diese Anlagen verbreiteten ich weiter in Europa unter der Bezeichnung russische Berge. Insbesondere aus Frankreich sind ähnliche Bauten bekannt.
Um dem Vergnügen der Rodelbahnen auch außerhalb der Frostperioden nachgehen zu können, begann man schließlich Schlitten zu konstruieren, die entweder auf Rädern liefen oder auf dem bloßen Holz rutschten. Ob diese Entwicklung aber in Westeuropa, speziell in Frankreich, mit dem kürzeren Winter, oder in Russland einsetzte, lässt sich aus heutiger Sicht schwer nachvollziehen. Berichten aus der damaligen Zeit zu Folge, war bereits 1804 in Paris eine solche Anlage in Paris in Betrieb.
In diesen russischen Bergen ohne Eis kann der direkte Vorgänger der Sommerrodelbahnen einerseits und der Achterbahnen andererseits gesehen werden.

 

Historische Sommerrodelbahnen

Die ersten Sommerrodelbahnen funktionierten nach dem Prinzip der Russischen Berge: Auf dem Berg besteigen die Passagiere einen Schlitten und rutschen mit diesem eine hölzerne Fahrbahn hinunter. Oft waren mehrere solcher Fahrspuren nebeneinander angelegt, so dass gemeinsame Fahrten bzw. Wettrennen möglich waren. Bei solchen Anlagen mussten die Passagiere zu Fuß an den Start der Rodelbahn gelangen, zumindest teilweise gab es spezielle Transportlifte für die Schlitten. Aus zahlreichen Städten sind solche Freizeitanlagen bekannt, beispielsweise seien hier Budapest, Cochem oder Osnabrück genannt. Noch heute wird mindestens eine solche historische Sommerrodelbahn betrieben: Die Sommerrodelbahn Ibbenbühren.

 

Entwicklung der modernen Sommerrodelbahnen

In den 1970er Jahren begann die Entwicklung der modernen Sommerrodelbahnen parallel von zwei verschiedenen Herstellern:
Karl Josef Freiherr von Wendt ließ von Mannesmann Demag das Sommerrodelbahnsystem RolbaRun entwickeln, bei dem die Fahrbahn aus einer Faserzement-Rinne besteht, in der Kunststoffschlitten den Berg hinabrutschen. Diese Rodelbahn ließ er 1972 zusammen mit einem Sessellift im Sauerland errichten und legte damit der Grundstein für das Fort Fun Abenteuerland. Nahezu zur gleichen Zeit suchte der Skiliftbetreiber Josef Wiegand, der mehrere Skilifte auf der hessischen Wasserkuppe betrieb, nach einer Möglichkeit, diese Anlagen auch im Sommer nutzen zu können. So konstruierte er eine Sommerrodelbahn aus einer Edelstahlrinne, in der die Schlitten zu Tal fuhren. Anfangs erfolgte der Bergstransport noch mit fest am Skilift montierten Schlitten, auf denen die Gäste Platz nahmen und ihren kleineren Rodelschlitten auf dem Schoß mitnahmen. Erst später wurden Systeme entwickelt, mit denen man auf seinem Rodelschlitten sitzend bergauf gezogen wird. Im Jahr 1978 bezog Herr Brennenstuhl eine Edelstahl-Sommerrodelbahn von Wiegand und errichtete diese in Kaisersbach. Doch mit der bisherigen Aufzugstechnik gab der Betrieber sich nicht zufrieden und entwickelte den weltweit ersten Lifter. Dabei läuft ein Liftseil in der Bergaufstrecke der Rodelbahn, an das sich die Schlitten automatisch anhängen und so gezogen werden. Dadurch ergab sich die erste komplett in sich geschlossene Rodelbahn der Welt. Neben der Integration des Lifts, wofür ein Ski-Kleinschlepplift verwendet wurde, musste Herr Brennenstuhl auch die Fahrgestelle der Bobs neu konstruieren, so dass diese sich zur Bergfahrt in das Seil einklinken konnten. Außerdem integrierte er als erster die Förderbänder in der Talstation zum Schlittentransport. Die Patente dieser Einrichtungen wurden anschließend von der Firma Wiegand übernommen, die das System leicht weiterentwickelte und in Folge als Komplettlösung zusammen mit ihren Rodelbahnen anbot.
Das System RolbaRun wurde nie geschützt, so dass speziell dieser Rodelbahntyp von verschiedenen Herstellern weltweit vertrieben wird. In den folgenden Jahren boten auch weitere Hersteller Wannen-Rodelbahnen an. Teilweise auch mit Kunststoffwannen, z.B. Bob France oder SunnyRoll.
Ein wenig anders war die Spurführung der Polybobs: Diese Anlagen waren hauptsächlich als „Spielplatzfahrgeschäft“ ausgelegt und wurden ohne technischen Lift betrieben. Die Bobs fahren bei diesem Typ auf einer Fahrbahn, die in der Mitte eine Spurführung besitzt, welche den Bob lenkt.

 

Weiterentwicklung zu Schienenrodelbahnen

Als Weiterentwicklung der klassischen Sommerrodelbahnen arbeiteten mehrere Hersteller in den 90er Jahren an Schienenrodelbahnen. Für all diese Anlagen hat sich die generalisierte Markenbezeichnung Alpine Coaster durchgesetzt, wobei eigentlich nur die Anlagen des Marktführers Wiegand so heißen. Vereinzelt gab es bereits vorher Schienenrodelbahnen, genaugenommen waren sogar die historischen Rodelbahnen schon solche, liefen diese doch zwangsgeführt auf einer hölzernen Schiene. Auch die bereits erwähnten Polybobs lassen sich als Schienenrodelbahnen einordnen, wenn auch dabei die Bobs nicht gegen Abheben aus der Führung gesichert waren. Außerdem gab es wenige Anlagen, die auf einem U-förmigen Metallprofil als Schiene fuhren. Als Beispiele sind dabei Toboroule, die alte Sommerrodelbahn auf der Turracher Höhe oder der Bobrun auf dem Heimwehfluh zu nennen.
Doch erst Ende der 90er Jahre setzte die weitere Verbreitung Schienenrodelbahnen ein. Gründe für diese Entwicklung waren die, je nach Typ, Allwettertauglichkeit oder die Demontierbarkeit, durch die ein Errichten auf Skipisten möglich ist.
Die österreichische Firma Brandauer eröffnete im Jahr 1996 ihre erste BraSo in Abtenau. Die Schlitten fahren dabei auf einer einschienigen Fahrbahn, welche sich leicht für den Winter abbauen lässt. Nachteil an diesem System ist aber, dass auch diese Bahn nur bei Trockenheit betrieben werden kann. Nahezu zeitgleich entwickelte die Firma Wiegand den Alpine Coaster und eröffnete 1997 die erste öffentliche Bahn auf der Wasserkuppe. Hierbei fahren die Schlitten auf einer vierrohrigen Schiene. Auf zwei Rohren laufen die Rollen, die anderen beiden Rohre führen die Schlitten und werden von den Bremsen umgriffen. Bei diesem Bahntyp sind die Bremsen so stark, dass auch bei Nässe und sogar bei Schnee und Eis gefahren werden kann.
In der Folge entwickelten weitere Hersteller ähnliche Schienenrodelbahnen. Als dritter Konstrukteur stieg Erbschloe Funconstruct, welche bereits die RolbaRun-Bahnen produzierten, in den Markt mit ihrem RolbaBob ein. Im Jahr 2007 brachte Alpine Products auf dem amerikanischen Markt eine dem Alpine Coaster sehr ähnliche Anlage namens Alpine Mountain Coaster auf den Markt, bei der die Schlitten zusätzlich aber mit Bremslichtern und einer elektronischen Abstandskontrolle ausgerüstet sind. In Semmering stellte schließlich 2013 das Unternehmen Mountain Systems seine erste Rodelbahn vom Typ Mountain Bob vor. Dieses System erlaubt besonders enge Kurven und für den Bergauftransport wurde eine neues System aus Kettenliften entwickelt.